Neu-Braunfelser Zeitung. (New Braunfels, Tex.), Vol. 18, No. 21, Ed. 1 Friday, April 15, 1870 Page: 2 of 4
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und so fort. Jede Wiederbolung einer Anzeige sollet
bie Hälfte der erst n Insertion, Anzeigen auf länge-
re Zeit verhältnismäßig billiger.
Der Theil von Teras, in welchem ber
Weinbau getrieben wirb, eignet sich auch be-
sonders zur Cultur von Baumfrüchten, na-
mentlic für Aepfel nnb Birnen. Dieser
Theil des Landes ist es auch, ber sich jetzt
schnell mit Cmigranten füllt.
Wünschte inFarmer Land für ein bis zwet
Jahre zu miethen ? ober wünscht er Land zu
laufen in einer Gegend, wo er seine eigenen
Schweine, Nindvieh unb Pferde ziehen sann,
in einer Gegend wo er sich einer guten Ge-
sprochen habe und heute nicht gewillt sei in | tag würben gleichzeitig in sämmtlichen [ante-
einer modernen Sprache mit ben Menschen
zu reden. Dieß widerspräche schon der christ-
liehen Religionsansicht von ber Liebe unb
Allmacht Gottes, es widerspricht ber An-
ficht von Christus selbst, ber sagt, baß „ben
Heiden bas Gesetz in bas Herz geschrieben
sei."
Wer glaubt, baß bie puritanischen Zeloten
bie Einführung des Bibellesens in ben Schu-
rikanisch) protestantischen Kirchen unserer
8 Auswärtige Abonnenten, anDrten,
wo wir feine Agenten baben, erfuchen wir
den Betrag von nne eingesandter Nota's in
Currency brieflich uns zuzusenden.
Der Herau @geber.
L Unsere Houstoner Abonnenten, wel-
chen wir Rechnung zu schicken, ersuchen wir
gefälligst ben Betrag Herrn (S3. Loeffler zu
zahlen. Die Erpedition,
Ien deßziegen so eifrig durchsetzen wollen,
sunbheit erfreuen tann, eine gute Gesellschaft | weil ste bie Bibel für bas Wort Gottes hal-
hat unb seine eigenen Lebensmittel ziehen unb ■ ten, ber würbe sich eben so sehr irren, wie bie
seinen Ueberfluß nach einem guten Markte Stock-Amerilaner, welche sich einbilden, daß
büngen fan ? Hundert Gounties in Teras bie unterrichteten Deutschen beßwegen gegen
tonnen ihm dieses bieten. Gr soll kommen, bas Bibellesen in ben Schulen seien, weil ße
Gs wirb ihm kaum fehlschlagen ben rechten als Ungläubige bie Bibel haßzten. Der gebil-
Plaß zu finden. | bete Deutsche achtet bie Bibel als ein vereb-
Unter ben Vortheilen von Teras dürfen rungswürdiges culturhistorisches Dokument.
Teras.
Auskunft für Emigranten.
(Schluß.)
Innere Verbesserungen.
Als ber Krieg ausbrach, hatten wir grabe
ben Anfang gemacht mit einem System inne-
rer Verbesserungen, welches ausgeführt wer-
ben wirb, fobalb unser Staat in bie Union
wieder ausgenommen worben ist.
Die Nachez, ber Trinity unb ber San-
Jacinto Fluß sind auf eine beträchtliche
Streife schiffbar.
Von ber Gälvestön Vai nach dem Brazos
nnb von Olb Caney nach der Matagorda
Vai beßeht ein Canal. Gs wirb beabsichtigt
in nächster Zeit einen Canal von bem Brazos
nach Olb Caney ju eröffnen, wodurch eine
Inland-Communication von Galveston Vai
nach Corpus Christi hergestestellt würbe. Gin
Schiff kann bann zu Houston mit Weizen-
mehl belaben werben, welches auf Wagen
aus bem oberen Lande gebracht wurbe, fann
seine Ladung in Corpus Christi absetzen und
dort, von bem Sals See, Salz von der besten
Qualität laben.
Zwischen Houston unb Galveston besteht
sowohl eine Land- wie eine Wassercommuni-
cation. Von Houston geht eine Eisenbahn in
östlicher Richtung nach bem Sabine Fluß |
und burch biefe Bahn wirb in kurzer Zeit
Communication mit Neu-Orleans eröffnet
• werben.
Von Houston gebt in westlicher Richtung
eine Eisenbahn nach Golumbus an bem Bra-
306 unb bas Vett ber Bahn ist bereits bis
Wharton am Golorabo geebnet unb hat einen
Charter nach Victoria. Gine anbere Bahn
Treurzt ben Brazos bei Richmond unb den
Golorabo bes Golumbus, mit einem Charter,
westlich bis San Antonio unb einem ande-
ren Charter, ben Fluß aufwärts bis La
Grange unb Anstin. Gin anberer Zweig ber
Bahn wirb bis Wako hinauf laufen.
Die Austiner Bahn wirb bald bis Bur-
ton, 15 Meilen oberhalb Brenham, vollendet
fein unb eine anbere Abtheitung ber Tennral
Bahn wirb nach Bremond gebaut werden.
Von Bremond wird eine Verbindungsbahn
nach Waco gebaut werben. Der Gontract
für ben Vau dieser Bahn iß schon ausgege-
ben worben unb mit dem Ebenen des Vettes
hat man schon begonen.
Im Westen wirb bereits eine Bahn
von ber Matagorda-Bai bis Victoria befah-
ren. Diese Bahn wirb bis San Antonio
gebaut werben.
Die Shreveport undMarshal Bahn hat in
letzter Zeit eineAbtheilung bis nach Hallsville
hinzugefügt und es wirb barüber unterhan-
delt bie Bahn noch 50 Meilen weiter fortzu-
setzen. Dieß bildet ein Glied in ber Virburg
unb Shreveport Bahn. Gine Zweigbahn
wirb nach Jesserson gebaut werben. Man
glaubt, baß innerhalb zwei Jahren bie Ber-
Bindung mit ber Central-Bahn slattfinden
wirb.
Von Jefferson am Red-Rider nach Mar-
shal besteht eine Bahn unb man wirb sich
. beeilen biefe Bahn bis nach dem Mittelpunkte
des Staates auszubauen. Im Osten wirb
biefe Bahnmit ber Vicksburg uub Shreveport
Bahn sich in Verbindung setzen.
Zwei Bahnen gehen nach Fulton zu, bie
Cairo unb Fulton Bahn unb bie Memphis
unb Gl Paso Bahn. Weiter oben am Red
River wird bie Lawrence Bahn sich mit ber
Teras Centralbahn bei, ober in ber Nähe von
Preston vereinigen. Wenn dieses große Netz
von Eisenbahnen vollendet ist, bann wirb bei-
n ibe jeder Theil Unseres Staates im Bereich
biefer mächtigen Adern unseres Handels fein.
Die Weizenregion.
Einige breißig Counties, welche oberhalb
1 ber Kustenregion unb zwischen bem Quellande
des Natches in Osten unb ber Guabalupe im
Westen liegen, hat man bie Weizenregion
genannt. Dallas unb Waco liegen in biefer
Region. Gs ist wahr, baß beinahe in allen
Gegenden unseres Staates Weizen mit Er-
folg gezogen werben,sann aber in ben niede-
ren Gegenden ist derselbe in nassen Jahren
leicht vom Rost befallen. Im Lande sind be-
reits schon, eine große Menge sehr gute Wei-
zenmühlen errichtet. Der Ertrag auf bem
Acker ist sehr groß unb Weizen ist bestimmt
bas Ausfuhrproduct von Westteras zu wer-
ben. Hafer, Roggen unb Gerste werben beß-
gleichen mit Vortheil cultivirt. Wer sich auf
bieCultur von Cerealien verlegen will, ber
muß biefen Strich bes Landes zur Heimath
erwählen.
wir bie unbegrenzten unb unerschöpflichen Mag es nun Zufall fein, ober Nothwendig-
Weideplätze für alle Arten von Heerden nicht keit, Thatsache ist es, baß die ganze gesell-
vergeßen. Millionen Dollar ßnb von Vieh- : schaftliche Entwickelung des Mittelalters unb
Züchtern verbient werben. An manchen Dr-
ten werben bie Schweine burch bie wilde Mast
so fett, baß sie sich zum Schlachten eignen,
benn im Westen von Teras sind bie vortref-
flichen Decannüsse so häufig, baß Hunderte
unb Tausende Dollar mit bem Einsammeln
verdient werben.
Mängel.
Teras ist nicht ohne Mängel. In Theilen
des Staates ist Nutzholz selten, unb wer
nicht leben fann, wo er ben Wind nicht
durch bie alten Fichten säuseln hört, ber thnt
besser baran, sich im Osten von Teras nieder-
zulassen, an bem Nachez, Trinety ober San-
Jacinto Fluß.
Unser Staat iß jedoch besser mit Wald
versehen, als bie Präiriestaaten des Nord-
weitens. In einem großen Theile von Teras
iß Holz genug zu allen Zwecken. %0 es sel-
ten ist, ßnb bie Farmen burch Hecken einge-
fenzt. 3m nördlichen Theile bes Staates
gebraucht man dazu bas einheimische Voi b’
Arc, in ben Küstengegenden bie Alabama
unb Cherokee Rose, bie prachtvolle Hecken
bilden. In den meisten Gegenben, in welchen
Holz selten ist, finden sich ungeheure Lager
von Steinplattenund passenden Felsstücken
bie sich vortrefflich zum Vau von Häusern
unb Fenzen eignen; unb wo fein Wald ist,
tonnen in wenigen Jahren große Bäume
gezozogen werben, bie allen Holzbedürfnissen
entsprechen.
Schluß.
Uncultivirtee Land ist wohlfeil. Wenn
Jemand Gelb anlegen will, so ist Teras ber
Dlaß bazu. Derjenige, welcher kein Gelb hat,
fann angelegte Farmen bie mit Fuhrwerken
ausgestattet ßnb zu den vortheilhaftesten Be-
bingungen miethen.
Teras ist ein gutes Land für einen verhei-
ratheten wie für einen einzelnen Mann, für
einen Armen unb für einen bemittelten
Mann, ein gutes Land für ben einzelnen
Mann, ber eine Heimstätte wünscht, wie
für eine Colonie, in welcher sich viele zusam-
men ansiedeln. Wir denken an einen Platz
an bem Guabalupe Fluß, wo, wie wir glau-
ben Hundert Tausend Acker Land für halb
so viele Dollar getauft werben können.
Dort tönnten 20,000 Acker cultivirt unb
ein Städchen angelegt werben, das von ber
Seebrise gefächelt wirb, unb wo man eine
Eisenbahn unb ben Dampf unb bie Maste
ber Seeschiffe sehen kanu, bie von Neu-Dr-
leans, Neu-Jork unb anderen Häfen ankom-
men. Hier tönnte eine gemeinschaftliche
Farmerei bettrieben, Dampfpflüge gebraucht,
Baumwolle, Zuckerrohr, Sorgho, Gaftorboh-
der Neuzeit von Guropa und Amerika in ben
Lehrern deg Nazareners wurzelt, der religiöse
Duldung unb Befreiung ber Menschen vom
Priesterjoche predigte, was er freilich in
dem hierarchischen Judäa nicht deutlicher
anssprechen durfte, als daß er sagte: „ein
Jeder solle fein eigener hoher Priester fein."
Die Knechtung ber occidentalen Völker
unb bie Millionen blutiger Opfer auf
Schlachtfeldern unb auf Scheiterhaufen, bie
bie Folgen des sogenannten Christenthumes
waren, dürfen dem Stifter dieser Religion
nicht zur Last gelegt werden, ber nur durch
überzeugende liebevolle Rede bie Menschen
zu belehren suchte — Ebenso natürlich wie
vielen geistig unfreien Amerikanern unbe-
greiflich, ist es, daß wir deutsche Infidels
bie Bibel achten. Wo wäre bie amerikanische
Republik ber Vereinigten Staaten, wenn
nicht Luther mit ben geistigen Waffen ber Bi-
bei bie Feinde ber Religionsfreiheit geschla-
gen unb wenn bie Ahnen ber deutschen In-
fidels nicht durch einen 30 Jahre langen
blutigen Krieg bie protestantische Religions.
Stabt, ber Zorn bes Himmels unb die Bann-
strahlen ber Kirche auf bas gesammte, „infi-
dele,’ Deutschthum von Cincinnati herabbe-
schworen.
Gin Presbyterianer - pfaff Namens 2.
Thympson machte bie Deutschen zum spe-
ziellen Tert einer wüthenden Haran-
gue :
„Ihr könnt biefe Sonntagsgesetze en-
forciren", ruft er aus, „wenn Ihr dabei
denselben Ernst, wie bei Durchführung
Gurer Sanitätsmaszregeln zeigt. Glaubt
Connell spazieren, als ihnen ein betrunfener
Kerl Namens James Huff begegnete. Dersel-
be 30g ein Pistol unb schoß ben Connell tobt,
Rhinehart 30g nun auch ein Pistol unb schoß
ben Huff durch ben Leib. Ehe Huff jedoch zu-
sammenstürzte, feuerte er nochmals unb ver-
wundete ben Rbinehart auf tödtliche Weise.
Einige Minuten später starben Rhinehart u.
Huff.
Cheyenne, Wyoming Terr., 27ten
als eichen im Begriffe war eine Reise nach
Blanco anzutreten. Die traurige Dlachricht
seines Todes traf seine vielen Freunde, wie
ein Wetterschlag aus heiterer
. t Herr Danier Kistemann,
einer unserer früheren hiesigen Ansiedler,
erlag am letzten Montage einem wiederholten
Anfall von Schlagflusz.
— Nächsten Dienstag Abend, wird Herr
2. Hhaselmayer in der Sängerhalle cine Vor-
stelluug in ber natürlichen Zauberei oder
Märy. Dreizehn Granb Sutore von Saramie, urtlw^ zu
Gountp für ben Märztermin haben notificitt,Den Stabten gezollt wurbe, in welchemane "
daß sie gegen alle Personen, Apotheker aus- ne Kunst producirte, kann das hiesige schaulu-
genommen, bie an Sonntagen Geschäfte ver- stige Publikum auf eine interessante und über-
nur, Das Übel läßt sich nicht mit Zuckerkan-richten, Anflagen erheben werden, damit sie raschende Abendunterbaltung rechnen, wenn
eö der Vorstellung dieses Künstlers beiwohnt.
bei bekämpfen. Gs muß zu einem offenen | nach Gesetz und Recht prozessirt werden. |Die
blut ig ernsten Kampfe kommen, aber > armen Pfarrer, bie an Sonntagen copuliren
es bedarf seiner Prophetengabe, ben Aus- und taufen, die armen Doctoren, die an ostn-
gang peffetben vorauszufagen* Unser Ber- tagen curiren bie armen Speisewirthe, bie an
langen nach einer ökonomischen Stadtver. Sonntugen bie Hungrigen füttern, bie armen
waltung nnb nach einer Vermehrung der Zeitungsschreiber in Laramie Gounty, bie am ,
städtischen Einnahmen, unsere Wertbschä-Sonntag die Zeitung für den Montag schrei- ein Diircsbringender
sung des socialen Friedens und der öffent-ben müssen.] ferssta r
lichen Ordnung, unsere Achtung vor bet ' Frauenpetition gegen Das WB ei
Mannheit bes Mannes, ber Weiblichkeit berstimmrecht. Hundertundsierzig Damen aus Unverdaulichfeit geplagt seid, oder an irgend
bes "Geibes und ber Helligkeit des Tages ' Elyria, Oberlin unb sonstigen Orten von £0- einer Krankheit der Leber leidet, so sönnt Ihr
der sich wie ein godelner Faden durch das 1 rain County, Ohio, haben an die Gesetzgebung noch lange ein glückliches Leben führen, wenn
Annie (Khemmeke ...^ «uw.:.^ .C4 - dieses Staates einen Protest gegen bie Gin- Ihr Simmons Leber Regulator
Seit mehreren Tagen hatten wir einen,
bedeckten Himmel, eine seltene Erscheinung
in Westteras, bie uns auf regen boren
ließ, welcher bem frischen Gedeihen der Dflan-
zenwelt höchst nöthig that. Unsere Hoffnung
ging in Erfüllung, benn in letzter Nacht fiel
ein durchdringender Regen, unser Negenmes-
Verliert den Muth nicht. Wenn Ihr mit
ganze Gewebe unserer Geschichte zieht, ge-
bietet uns, solgende unnachsichtige Forde-
rung zu stellen: Cin amerikanischer Sab-
bath für das amerikanische Volf unb ein
freier Reisepaß aus bem Lande hinaus für
Alle, welche sich demselben nicht
gen I"
Das 16. Amendement. Was
daher Scherz war, wirb nunmehr Ernst,
fü-
bis-
Im
nen, Besenkorn unb Mais gezogen werben,
sammt bem größten Ueberfluß an Gartenge-
wächsen. Wir erwähnen dieses Platzes nur
des Beispieles wegen, benn wir glauben,
daß Hunderte solcher Plätze sich in Teras fin-
ben, bie eben so wünschenswerth sind.
Kommt nach Teras. Hier besteht seine
Gesetzlosigkeit, bie einen Mann anficht, ber
hierher fommt um in ehrlicher Weise seinen
Unterhalt zu verdienen.
Dieß ist ein neues Land, das fortwährend
sich verbessert. Wer jetzt hierher fommt unb
sich eine Heimstätte erwirbt, ber ist für bie
Gegenwart geborgen unb hat für bie Zukunft
eine Aussicht auf großen Reichthum. Denft
Ihr baran, Curen Wohnort zu verändern ?
Wir wiederholen es, fommt nach unserem
herrlichen Prairiestaate, unb Ihr werbet herz-
lic bewillkommt werben.
Die Bibelfrage.
In einigen Theilen bes Nordens ber Ver-
einigten Staaten wirb jetzt die Frage mit
vieler Heftigfeit debattirt, ob in den vom
Staate unterstützten Schulen,ben sogenann-
ten Freischulen bie Bibel gelesen werben soll.
Hier in Amerika, in bem Lande des Hum-
Bugs, sann wan schon von vorn herein einen
gelinden Zweifel gegen bie Aufrichtigkeit unb
Wahrheit irgend einer bem Volke vorgeleg-
ten Frage hegen. Ebenso wie bie Negerfrage,
bie Indianerfrage, bie Chinesensrage, bie
Temperenzsrage, bie Eisenbahnfrage unb ber
inneren Verbesserungen u. f. w. zwar sehr
wichtige Fragen sind, aber von ben Agitato-
ren nur als Finten, Blendwerke, Spiegelfech-
tereien unb Aushängeschilde benutzt werben,
um persöhnliche unb um Parteizwecke zu er-
langen, ebenso verhält es sich mit der jetzt vor-
liegenden Bibelfrage.
Wenn bie Bibel bas „Wort Gottes" fein
soll, so giebt es doch seinen vernünftigen
Grund dafür, anzunehmen, daßGott mit ber
Menschheit nur Hebräisch nnb Griechisch ge-
freiheiterkämpft gälten?
Jeder urtheilsfähige Mensch, ber nur eini-
germaßen ben Inhalt ber Bibel kennt, ist
überzengt, daß bie Bibel nur für Erwachsene
geschrieben ist unb nicht in bie Hände von
Schulkindern gehört, bie bann eben so gut
das 38 Capitel des ersten Buches von Mo-
ses, wie das erste Capitel lesen tönnten, ber
vielen anderen unpassenden Stellen des heili-
, Buches nicht zu gedenken. Außerdem gefähr-
bet das Lesen ber Bibel in ben Freischulen
dieGristenz biefer Schulen, denn ba derkehrer
in dessen Unterrichtsstunde bie Bibel gelesen
würbe, doch nicht allen christlichen Secten
zugleich angehören kann, so würbe bie
Folge sein, daß viele Cltern, bie einer anbern
Secte ober gar feiner angehören, ihre Kinder
aus ber Schule herausnehmen, dass andere
Schulen sich bildeten, bie ebenfalls ihren
Antheil ber Staatsunterstützung beanspruch-
ten, bie bannin demselben Masze ber Frei-
schule entzogen würbe. Die Folge des Bibel-
lesens in ben Freischulen würbe auf jeden Fall
, bie Katholiken unb Juden, bie doch auch ihre
Schulsteuer bezahlen, von ber Bibellesenden
Schule ausschließzen unb das entstehen von
Sectenschulen unb Sectengeist zu befördern.
Nach ben Siegen an ben Wahlurnen unb
auf ben Schlachtfeldern, welche bie radikalen
Fanatiker ber Neuenglandstaaten nicht ohne
bebeutenbe Beihülfe des deutschen Elementes
in neuester Zeit errungen haben, schwillt
ihnen ber Kamm; ber Temperenzzwang,
Centralisrtion ber Staatsgewalten unb bie
muckerischen Sonntagsgesetze sollen jetzt von
ihnen durchgesetzt werden. Wie die Bibilfa-
natiter durch Hülfe des Negerstimmrechts mit
3000 Majorität bei ber letzten Wahl in Cin-
cinnati gesiegt haben, so hoffen bie Tempe-
renzfanatiker an anbern Orten mit Hülfe des
Frauenstimmrechten zu siegen.
Bis zu welcher Heftigkeit sich die Bibelfrage
schon an einigen Orten gesteigert hat, das
zeigt z. V. eine Neu-Norker Nachricht, daß es
in einer öffentlichen Schule an ber 2'7 Stra-
Be am 2. April, wo eine Rede über das Bi-
bellesen bei Gelegenheit einer Schulfeier ge-
halten worben war, unter den Zuhörern es zu
einer so heftigen Schlägeret kam, daß bie Do-
lizei einschreiten muszte.
Selbst bis in ben Kongress ist biefe Bibel-
frage schon vorgedrungen. Am 28. März
wurbe von Ornell beantragt; daß bie christ-
liche Religion einen Theil ber allgemeinen
Gesetze des Landes bildet unb das deswegen
ber Gebrauch ber Bibel in ben öffentlichen
Schulen des Landes im höchsten Grade weise
nnb recht sei unb dazu beiträgt Tugend unb
Gesittung zu ermuthigen und zu befördern.
Beim Agiren biefer Bibelfrage, Tenrpe-
renzfrage unb Sonntagsfrage strecken jetzt
bie verbohrten Yankees ihre Fühlhörner aus,
um zu sehen, wie weit es ihnen gelingen
möge bem freien amerikanischen Voise bie pu-
ritanische Zwangsjacke anzulegen. Ihre
größten Widersacher werben sie aber unter
ben Deutschen in ber ganzen Union finden;
sie werben bie Deutschen aber nicht, wie ein
amerikanischer Pfaffe schon von ber Kanzel
herab gedroht hat, aus ber Union treiben
fonbern aus ben Reihen ber rabifalen Creti
unb Plethi Partei, bie aus bem Schund unb
ben Abfällen aller anderen Parteien bes
Landes zusammengesetzt ist.
Alnerikanisches.
Cincinnati 4. April. Letzten Sonn-
Kongress ist ein gemeinsamer Beschluß
eingebracht worben, zufolge dessen
ben Staaten ber Union folgendes
Amendement zur Constitution brr Ver-
einigten Staaten vorgeschlagen werben soll,
bas, wenn es von ben Gesetzgel ungen von
brei Viertheilen, aller Staaten ratifizirt wirb,
ben Artikel 16. ber Bundes-Verfassung bil-
ben soll:
„Seft. 1. Das Stimmrecht von Bürgern
ber Vereinigten Staaten, soll weder von
ben Vereinigten Staaten noch von irgend
einem Staate verwehrt ober verkürzt wer-
ben des Geschlechtes wegen.
„Seft. 2. Der Gongreß ber Vereinigten
Staaten ist bevollmächtigt biefen Arti-
sei burch passende Gesetzgebung in Vollzug
zu setzen
So wäre benn dasWeiberstimmrecht glück-
lic im Gongreß angelangt, wo es gut — auf-
gehoben ist, benn brei Viertheile ber Legisla-
turen aller 38 Staaten sind bafür nicht zu
gewinnen.
N. D. D. 3.
Washington,1. April. Die ganze Ter-
as Delegation wurbe gestern zugelassen. Ge-
gen Conner, Demokrat, vom 2.Diftrift, wur-
ben Einwände erhoben, dieselben aber sämmt-
lich niedergestimmt.
General Fremont hat bem Senat- Comite
ber Pacific Inhnen in einem Briefe mitge-
theilt, baß ber Amerikanische Gesandte in9a-
ris, HerrWashburne, alles Mögliche thue, um
demAbsatzeder Prioritäts-Aktien derMemphis
nnd Gl Paso Eisenbahn in Paris hinderlich
entgegen zu treten-
Newgort, 31. März. Die verschollene
„City of Boston" hatte 55 Cajütenpassagie-
re, 52 Zwischendeckpassagiere unb eine
aus 84 Köpfen bestehende Mannschaft an
Bord.
Davenport, Jowa 31. März. Win-
terfreude im Norden. In Des Moines ist bie
Nachricht eingelaufen, baß während des hefti-
gen Schneesturms am 15ten dieses Monats
12 Personen im nordwestlichen Theile Jowas
erfroren finb. In Sac Gountp werben 6Per-
fonen vermißzt, bie, wie man glaubt,
ihren Tod in gleicher Weise gefunben ha-
ben.
Wilmington, Del.,31. März. Gin
Philadelphier Hausirer, Thos. Hogan, wur-
be am 19. dieses Monat in Kent County
führung bes Frauenwahlrechts gerichtet. Es
heißt barin:
„Der Allweise hat jedes Geschlecht für bie
Erfüllung besonderer Pflichten geschaffen. Wir
glauben, baß bie des Weibes vollauf so wich-
tig, wie bie bes Mannes sind. Wir fühlen,
das unsere gegenwärtigen Pflichten unsere
ganze Zeit unb unsere gefammten Fähigkeiten
in Anspruch nehmen unb baß dieselben Nie-
mand so gut erfüllen sann, wie wir selbst.
Deshalb protestiren wir gegen bie Bestrebun-
gen, uns Pflichten anfzuzwingen die vom
Stimmrecht nicht zu trennen sind unb welche
wir nicht erfüllen sonnten, ohne bie höchsten
Interessen unserer Familien unb ber Gesell-
schaft zu opfern. Gs sind unsere Väter, Brü-
ber, Männer undSühne, bie uns am timm-
Tasten repräfentiren. Unsere Vater unb Brü-
ber lieben uns. Unsere Männer sind unsere
Wahl unb sie stehen uns zur Seite. Unsere
Söhne sind bas was wir aus ihnen machen.
Wir sind zufrieden bamit, baß sie uns auf bem
Kornfelde, auf bem Schlachtfelde, unb am
Stimmtaften repräfentiren sollen. Wir ver-
trauen ihnen im Schulzimmer, am Feuer-
heerde unb an ber Wiege unb glauben, baß
unsere Repräsentation, selbst am timmkasten
unparteiischer und vollständiger ist, als dies
möglich fein fönnte, wenn man alle Frauen
stimmen liesze. Wir protestiren daher achtungs-
voll gegen jebe Gesetzgebeeei zur Ginfüh-
rung bes Frauen - Stimmrechts in unse-
rem Lande ober irgend einem Theile dessel-
ben."
Gin Neuer K om et. Schon seit meh-
reren Tagen, berichtet das Cincinnati Volfs-
blatt, kann man am nördlichen Himmel mit
bloßen Augen einen Kometen entdecken, ber,
wie wir aus europäischen Nachrichten erse-
lyen, etwa gegen Mitte Mai berGrbe am näch-
sten fein wirb. Vorgestern Abend sahen wir
ben hellen Nebelfleck mit schwachen Spuren
eines Schweifes zwischen bem Polarstern unb
bem bekannten Sternbild bes großen Bären
ober Himmelswagen. Der Komet bewegt sich
langsam von Norden nach Süden unb wirb
zur Zeit seines größten Glanzes etwa in ber
Mitte bes großen Bären stehen. Wie gesagt,
läßt sich aber schon jetzt ber Komet sehr leicht
mit bloßen Augen entdecken.
Den siebzigsten Jahrestag
ihrer Trauung feierten am 11. März
Zu Montville in Ohio ber 95 jährige Samuel
Whitney unb feine 89jährige Gattin. Von
zwölf Kindern dieses Ehepares finb noch 9
am Lehen; außerbem zählt dasselbe zu feiner
Nach kommenschast 41 Enkel [15 finb todt] u.
47 Urenkel. Wäre die ganzeNachkommenschaft
noch am Leben so würbe dieselbe 115 Seelen
zählen.
gebraucht.
Zu haken in allen Apotheker zu New-
Braunfels.
Gin gutes Geschäft.
RGenn Jemand beabsichtigen sollte, eind
ber $500 Pianos bes Herrn Philipp Wer-
lein in Neu Orleans zu saufen, so erbiete
ich mich dem Käufer eine Note bes Herrn.
Werlein im Betrage von $175 für $50
überlassen. r 3
Ferb. Lindheimer,
Herausgeber ber N. %. Zeitung.
Herr Fist in San Antonio, welcher wäh-
renb ber letzten Wahl ein Pamphlet in
Braunfels hat drucken lassen, hat wie unser
Gollector berichtet, sein Gelb um feine $6 be-
tragende kleine Rechnung zu berichtigen,
wahrlich ein armer Fiscus. Ueberhaupt
scheint bas Candidatenhandwerk in Amerika
nicht zu ben ehrlichsten zu gehören unb wir
tonnen ähnliche Beispiele von Insolbens
durchgefallener Kandidaten bringen, bie lei-
ne 30 Meilen von Braunfels entfernt sind.
)
Anzeigen.
Den. 1. unb 2. Ostertag,
Ball
in der Sängerhalle.
Scheibenschiessen,
A in zweiten ©sterfeiertage-
Bei John Klingler,
Hortontown.
Turnvorstellungen
von Mitgliedern des Harmonia Turnvereins
am 2. Ostertag, Abents 7 Uhr auf Harten-
tensteins Dlaß.
Eintrittspreis zur Turnervorstel-
lung nach Belieben.
Nachher V a 11 in ber Sängerhalle.
Versteigerung .
Die beiden Stadtlots 151 unb 154 mit
neu errichten Wohnhause welche früher von
Fräulein Gugenthal bewohnt würben und
in ber Comalstrasze gelegen sind, werden
Sonnabend ben 16. April b. 3. an den
Meistbietenden öffentlich verkauft werden.
Die Versteigerung beginnt auf ben Lots um
11 Uhr Vormittags. Rähere Anfunft er-
theilt.
Neu-Braunfels, März 16. 1870.
[20] Herrmann Seele.
in einen Hinterhalt gelockt unb beraubt
erschlagen. Zwei Färbige find als ber
verdächtig verhaftet, auch soll einer
Ihnen bereits ein Geständnis abgelegt
beit.
Cleveland, 5. April: Die Wahl
unb
That
von
ha-
ver-
lief sehr ruhig; bie Demokraten gewannen
zwei Mitglieder bes Concils. Das Votum
war schwach.
Evansvil e, Sten April. Bei ber ge-
strigen Stadtwahl, wurbe ein republikanischer
Marschall, Schatzmeister, Clerf und Assessor
gewählt. Die Demokraten erwählten ben
Surveyor unb Collektor unb sieben von ben
neun Stadträthen. Ungefähr 200 Farbige
stimmten, u. zwar ohne Ausnahme das re-
publikanische Ticket.
Rich mond, Va., 25. März. Das.Haus
faßte heute einen Beschluß, der den Gouver-
neur Walter ermächtigt, ben Präsidenten um
Truppen zur Unterdrückung bes Widerstan-
bes anzurufen, ben bie farbigen Landsquatter
bei Hampton ben Gesetzen u. ben Behörden
entgegensetzen.
9 e m b 6 i 6,24. März. Die Deutschen
in hiesiger Stabt haben gestern Massenver-
sammlung gehalten unb ein aus ben Herren
Wm. Miller, G. Ackermann nnb OberstBul-
lingham bestehendes Committee ernannt, bas
Unterschriften zu einer Denkschrift sammeln
soll, bie gegen bie Gewaltmaßzregeln desCon-
gresses gegen ben Staat Tennessee prote-
stirt.
Chicago, Jls. 24. März. Am Sam-
Locales.
Letzten Samstag Morgen fand das zahl-
reiche Leichenbegängnis, des am vorherge-
henden Tage verschiedenen Herrn Heinrich
Günthers statt. An ber Spitze des Zuges
befand sich bie Blechmusik unserer City Band
welche einen feierlichen Bethoven’schen Trau-
ermarsch spielte; hinter bem Sarge schritt in
langer Reihe unb mit in Trauer gehüllter
Fahne ber Neu-Braunfelser Gesangverein,
dessen Dirigent Herr Günther war. - Dem
Vereine folgten zahlreiche Fußgänger, Wa-
gen nnb Reiter welche bem Hingeschiedenen
bas letzte Geleit gaben. Gesang des Ver-
eins am Grabe unb eine innig gesprochene
Leichenrede von Herrn $. Seele schlossen bie
ernste Feier.
Am Sonntag Abend wurbe bas fchaulu-
stige Publikum burch einen durchreisenden
Taschenspieler unb einen musikalischen unb
tanzenden Neger erheitert, ber burch feine
Fertigtest auf ber Mandoline, burch bie zap-
pelnde Schnelligkeit seiner Negertänze wie
burch Nachahmung ber verschiedensten Thier-
stimmen feine Zuschauer ergötzte.
Sänger-Halle
Dienstag den 19. April 1870,
Der weltberühmte
Prof. %. Haselmayer
wirb nur an einem Abend hier eine Vorstel-
lung geben.
In seinen Asiatischen unb wundervollen
Geisterbeschwörungen, Täuschungen und mit
dressirten Kanarienvögeln
sowie
auf seinem von ihm felbß erfundenen muß-
kaliscen Instrument, genannt
Stylocarfe,
der
Geister-xtommet,
und
dem Rosengarten.
Merft Euch bie Zelt und ben Ort.
Gintrittspreis $1.00.
für Kinder 50 Gents.
Thüren geöffnet um 74 Uhr.
Anfang ber Vorstellung um 8 Uhr.
Smpfung
vorzunehmen ist bereit
Neu-Braunfels ben 13. Aqril 1870,
(26) Th. Köster.
ein in
f Bruno Klappenbach,
Neu-Braunfels ausgewachsener unb wegen
seines vortrefflichen Characters allgemein ge-
liebter unb geachteter junger Mann, wurbe
stag ging ber Schullehrer J. G. Rhinehart letzten Sonntag an seinem Wohnorte, Börne,
auf ber Hochstraße in ber Nähe von Manche- durch unvorhergesehene Entladung seines ei-
ster in Ohio mit bem Zimmermann E. I. genen Gewehres, eineshinterladers, getödtet.
Den Mitgliedern bes Neu - Braunfelser
Gesang-Vereins, ber Neu Braunfelser City
Band, sowie sämmtlichen Peofonen bie un-
serem verstorbenen Gatten unb Vater Hein-
ric Günther, bie letzte Ehre erwiesen,
für ihre bewiesene Theilnahme, unseren in-
nigsten unb herzlichsten Danf.
Neu-Braunfels, ben 13. April 1870.
Die Hinterbliebene
Wittwe unb Kinder,
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Lindheimer, Ferdinand J. Neu-Braunfelser Zeitung. (New Braunfels, Tex.), Vol. 18, No. 21, Ed. 1 Friday, April 15, 1870, newspaper, April 15, 1870; New Braunfels, Texas. (https://texashistory.unt.edu/ark:/67531/metapth1651978/m1/2/: accessed May 21, 2024), University of North Texas Libraries, The Portal to Texas History, https://texashistory.unt.edu; crediting Texas State Library and Archives Commission.