Giddings Deutsches Volksblatt. (Giddings, Tex.), Vol. 6, No. 23, Ed. 1 Thursday, March 2, 1905 Page: 2 of 8
eight pages : ill. ; page 20 x 13 in. Digitized from 35 mm. microfilm.View a full description of this newspaper.
Extracted Text
The following text was automatically extracted from the image on this page using optical character recognition software:
Herrenloses Cut
Roman wn fDDarie Bernhard
fährt, mal
bars fort und fort an
schleunigen zu wollen?
Wo-
besinnungslos, blind-
zug liebt
hier miethen und möbliren
zum
Herbst
bielleicht“ nach Rom zurüd.
Tie Tafel beo Kaiser»
n
nner ist,
9.n cx.za.
eEE
ber
iren!
burchge
19 lere DE -uumette. —DIId, rot rö
feinem für mic abgegeben: nichts
nmheit ftische weise Wesen unb p
sehen!
nen— aber ba fuhr er aul
all thau
grüne feine
sagte sehr ener
groben piegel blide, bin ich gana
kg rii4; u-
bei Baumeister Gotta, wirb ein Butett
eben! 3c dachte, ic hörte nicht techt!
Unb (eine bleibenbe Stätte haben in
München, „einstweilen" ’ne Wohnung
3»
nen
Ginnen unb au« feinet Stummheit
auf, brüdt mic ohne weiteres in ben
e, don einem breiten, blasgrü-
Banbe zusammengehalten, gan;
Xnzug pafjenb. Vie ic
Die bor fahren vielfac geäußerte
Vehauptung, Kaiser Wilhelm fei ein
Berschienber, bat sic längst al« irrig
erwiesen. Gr ist nicht geigig, aber
sparsam, ba er für feine Beben Ninber
sorgen will. Gr bat denn auc bereit«
mehtere Güter für fte getauft. Auc
feine Tafel ist einfac. Gr hält biel
auf Gemüse. Gin Lieblingsgericht bes
Kaiser« ist beutsche5 Beefiteat mit
interessanter Kerl ist et, unb feine
Skulpturen noch bazu ...ic bersteh'
nichts bavon, aber wer Renner ist,
liebte, hei, ber mürb' nicht schlecht nei»
disc fein auf ibn!*
„Mber, Arnold, wenn Gotta unsere
Hanna nicht liebte, warum hätte er
bann um sie geworben? Reic ist sie
nicht... nun, auf« Geld braucht es
ihm freilich nicht anzufommen. Sie
sagen ja aber alle — fein Bruber,
feine Schwägerin, Wari unb noch viele
andete — er habe überhaupt gar nicht
heitathen wollen, er habe bie Ehe ein
für allemal verschroren gehabt... ti
frat ipn ja feiner gezwungen, um
Hanna zu freien!*
„Wer sagt denn, daß er sie nicht
liebt? Tu hast ja recht: warum pater
sie sonst gewählt? 'Mber in feiner gan«
zen Mrt ihr gegenüber liegt so wa« —
wie sel ich gleich sagen —Protegiz
renbes. Gütiges — ic finb‘ nicht ben
rechten Ausbrud! Es ist, al« ob et
sic berpflic;tet hielte, recht gut zu ihr
zu sein, sie mit Geschenfen zu über«
schütten... aber mir fommt immer
ber Gebante: bereit feinem Lempe- |
rament, wa« ihm au« ben Augen fiept
unb auep au« feinen Werten spricht —
ber must doc noch gang ander lieben
tönnen! In bem mus doc, zum TLeu-
fel, Gluth unb Leibenschaft für’ zehn
sieden! Unb wenn et auc in seiner
Nünstlerlaufbahn, unb wo bie Weiber
<o wild pinier ihm per ftnb, wirtlic
sepon ein gut Theil bon seinem Feuer
berausgabt pat — er ist ja in ben be-
sten Zahten, ba muh doc noc genug
ba fein!*
„Bielleicht — vielleicht," meinte
Frau Doca nachdenflich, „hat er ge=
mertt, daß Hanna ipn so abgöttisch
liebt —unb —unb bat deshalb—*
„Hab' ic auch schon gedacht! Tenn
Re, ba« Räbel, ja, bie ist ja wie ber«
hert, wie hpnotisit t! Ta« fennt fei«
r.en eigenen Wunsch unb Willen mehr,
tas ist blos noch Liebe unb nochmale
Siebe! Wenn bet Rensc ihr peute
torschlägt: fommt mit mit nach Huv
• stralin, bu siehst bie Deinigen nie
mept wieder — sie gibt ihm bie Hand
unb gept blinbling« mit! Ta berlaß
bu bic fest braus!*
Herrn Biotrowsts Glimme wat
etwa« unsicher geworben, er räusperte
fiep mehrmals f rüstig.
.Unb ba« pat man nun gros gt»
zogen unb gepflegt unb geliebt.... na,
lafsen wir e«! ’i ist ba« Soo« ber
Mütter unb Zätet! A ber, wa« ich
sagen wollte: ba«, wa« bu muthmas:
test, sann’« auc nichtsein! Der Mari
Rode pat mir erzählt, mal bie Frauen-
zimmer in Rom unb früher in Wien
ade« ausgestellt haben, um ben Gotta
zum Heitathen ‘tanzutriegen! Spaszig
sonnte man'« nennen, wenn’« nicht
auch etelhaft wär’! Heutzutage ist ba«
anders wie früher, al« unsere jungen
Mädchen unb Frauen hübsc sittsam
warteten, bi« ber Betreffenbe fam unb
fengehen nimmt ber Raiser eine TM«
schung oon Apfelsinen« unb Zitonenu
saft zu sich. Bum rühstüdt liebt ber
Kaiser geröstetes Weiszbrot mit Butter.
- Wit bewerten zur Ergänzung, das
bet Kaiser auch grosze Vorliebe für
3tispGiew unb für bs pat.
Uuenchtntwtfeln. gen Unstern t/ut I
Kaiser Wilhelm eine gewisse Abneia
gung, seit bei einet Hofjagd in Lelin-
gen bet Genuz bon gebadenen Austern
schlimme folgen hinterlassen hatte.
Tie faiserliche Mahlzeit bestept gee
wöhnlic au« Suppe, Fisc (dieser bars
nie fehlen), Gemüse mit Beilage, Bras
ten, süszer Speise unb Räse. Unter
ben süsen Gpeisen giebt bet Raiser
bem deutschen Giettuchen ben Borzug.
Tie Weine werben stet« in unetitettir.
(16. Fortseung-)
Mit einem Mal sete er fein Wert
tasc wieber auf ba« Brett zurüd,
warf das Tuch barübet, liefe ben Gos
belin bas-Ganze berbeden, e« ging al«
le« blitschnell. 3c gewährte nun,
bas sich drüben oon bet Menschen-
gruppe btei, biet Glieder losgelöst
hatten unb im Begriff waren, au uni
zu fommen. Ta sagte et hastig:
„Dies, wa« Gie eben jetzt gesehen
haben, ist nur eine flüchtige Arbeit,
al« Versuch zu denten, um. festusbel-
len, ob... gleichviel! Al« ernsthaste
plastische Arbeit sann es nicht genom»
nrn werben! Uc hoffe aber, bas ic
später das Recht haben bars, Jhren
Hopf gründlic zu mobelliven — unb
ic möchte, daß Gie mit peute schon
bie provi[orische Erlaubnis daju er-
theilen, Fräulein Hanna!"
Ta« tonnte wieber harmlos gemeint
fein unb irgenb einer Aeuszerlichteit
gelben, bie ihm an mit gefiel... allein
tie Art, wie et bie Worte betonte:
„c hofie, bas ich später ba« Rect
haben bat“ — unb ber Blid, ber diese
Worte begleitete — mein Rame zum
erstenmal oon seinen Sippen — unb
wie et meine Hanb dazu in feine Rechte
uapm unb fest, fest drüdte ... mir hat
es bor ben Augen gebuntelt,und ba«
ganze Atelier mit adern, wa« barin
wat, begann sich bor meinen Augen zu
dtehen.
Was ic geantwortet, ob ic ihm
Vic „provisorische Erlaubnis", um bie
et gebeten, ertheitt, mal ic mit ben
anbeten gerebet habe ... nichts mept
weife ich davon — mept« mept!
wenn man ein Berbrechen begangen
pat!*
„Bie — wie benahm er sic benn
also gegen sie?*
„Aha! Run fommt e«! Run wlen
wir doc gern ade« wissen, nicht wahr?
Benommen? Na, eigentlich gar nicht!
Tenn benehmen thut sich in meinen
Augen ein Bräutigam nur bann, ivenn
ec leine Braut Im Arm hält unb ge«
hörig abfüfet — unb eben, ba« bat er
nicht gethan!* <
„Er pat sie gar nicht gefüszt, Ar«
nold!"
„So bin unb her mal 'n Handtuß
unb ein», zwehnal auf ben Munb.
Was wid ba« sagen! Zwei Russe! st
ba« Manier für ’n Zerlobten? Wenn
ich dente, wie ich bei ber Gache war
als Bräutigam — weifet bu noch,
Dorchen? Wir beibe sonnten un«
sehen lafsen al« Brautpaar dazumal
— wa«?*
Frau Tora lächelte glüclich: Ac
ja, ihre Brautzeit! Tie schöne, thö-
richte, glücselige Brautzeit!
„3s doc ’n pübsche« Mädel, unsere
anna, unb jezt, in ihrem Glüd, ist
so ’n neuer Ken über sie gefommen
— gans wa« Aparte«! indest bu
nicht? Wie icp sie neulich unter so
bieten anberen Aäbchen "sah... sie
schosz ben Bogel ab, sag’ ich dir! Bla«
sie für ’n Päar Augen im Rops hat!
Unb bie« Träumerische — biefe Art
zu lächeln --der Wart Stöbe bat sie
nicht schlecht angeschmachtet! Bknnber
nicht feinen Peistet so verehrte unb
sie stanb— ba« samt es au nicht
geivesen fein, sonbern nur sein eigener
freiet Wille! Tiefe polnische Gräfin
ba, bie ifm überall nachreist, bie wirb
schön angeben, wenn sie oon bet Bet»
lobung hört, sagt ber Keine Mari!
Sie ist ba irgenb wohin nac Bolen
gefahren zu ’ner Hohaeit ... sie sol
noch immer blindwüthig in ben Gotta
pernarrt fein unb sich über bie That-
fache, bas er sie nicht heirathet, nur
mit ber anberen Thatsache bisher ge«
tröstet paben, das er überhaupt nicht
um sie warb! Uett ergreifen bie Bki«
bet ebne metftTf« bie ^nltiaHoe «-
ba« grämt step nichtunbbasschamt
sich niept! Sia, bie Gorte wirb bem
In ‘acht bi« neun Tagen sod ba«
Nest bei seinem Bruber sein. Tie Seit
bi« dahin wirb mir langsam unb
schnell zugleic bet Langsam,
benn ich sol ihn so
schnell, benn ich dar
„vielleicht" auc zuerst nach bem Orient
herüber! Wie so ’n Zigeunet, ber fein
Selt heute hier, morgen bort auf«
schlägt! Go einer muß sich aber feine
Frau nehmen, bie au« georbneten
Zerhältnifjen hertommt unb es anbers
gewöhnt ist!*
„Das ist Rünstlerart, liebsterMann!
Unb hast bu benn bemertt, das Hanna
biel dagegen gerebet patte?*
„Dief Tagegen? Ic sag’ bir ja,
bie gept mit ihm peute nach Australien,
nach bem Norbtap, nach Namtschatta,
wo« weife ich! Aber ich tebe bagegen!
Jc geb’ sie niept per, icp thu’ es nichf,
ic finde biefe Gile abgeschmadt unb’
unanständig, ba« Rinb ist mir auch
noep zu jung —*
„3c war noep secs Monate jünger,
wie Hanna, al« ic heirathete!"- :
„Du warft aber ein halbes Jahr
berlobt, unb auserbem hast bu mich
‘heirathet,, nicht so ’n Winbitus oon
ehmtneter, ba« gibt ber Gache ein
total anderes Gesicht! Wie e« blr bet«
fommen sann, bieser übereilten Sei,
tatherei ba« Wort zu reben, ba« fass’
icp einfach nicht!*
(Fortsetung folgt.)
„Aber, Arnolb, pfui! Wie bars man
so etwa« tpun?*
„Ra,‘was istbabei? Mic interessirt
boc ba«, unb hab’ ich als/Bqter etwa
fein Recht bazu? Was ist ba gleic
„pfui" u sagen, Dorchen! Rein, als
erstaunt so fremd sehe icp mir aul!
3mmer wieber mus ich hinsehen, bin
tch baß bent wirilic?
Run bie großzen Peden Zimmer, bie
vielen Menschen, 7 icp wie träumenb
bazwischen . , unb et Lammt auf mic
augefepeitten, bleibt neben mir, nimmt
mich gans in Beschlag — ich frage
mich bon neuem: bin ich das? Tie
Musif, ber Wein, ba« Sachen unb
Blaubern ringsum, unb bei Tisch er
heben mir stunbenlang! Gr pat biel
mit anberen reben muffen — bie Men-
sehen wollen ade so biel bon ihm —
am meisten aber sprach er doc mit
mir! Gleic seine erste Frage war:1
ob ich in ber 3wischenzeit, fett unse«
rem letten Begegnen, biel an ihn ge«
dacht habe? Unb wie ic halb mecha-
nisc „ja“ sage unb mich gleich darauf
schäme, da nidt er unb sagt rasch:
„Das ist reept!* nimmt fein Glas,
fiept mic unverwandt an unb leert e«
auf einen Zug. Nc Tisc, wie wir
un« bon ber Tafel erheben, nimmt er
meine Hand unb sagt in gang gebiete-
rischem Ton: „Die Tänze, bie Gie
Mari Stöbe zugesagt haben, mögen
Gie. fangen — aber bann nicht mehr!
3c tomme Gie boten, wir gehen in«
Bouboir meiner Schwägerin, ba stört
un« niemanb!"
3c b in feine passionirte Tänzerin
— für mich pat e« etwa« Peinliches
unb Unpassendes, bon einem ftemden
Menschen um bie Taille gefaszt unb
umhergewirbelt zu werben... aber
wäre bet Tang auc meine stärtste
Leidenschaft — icp pätte willenlos ge«
horchen müssen!
Unb in bem Bouboir, beim ge«
dämpften Sicpt einer golbgelb bet«
schleierten Sampe — wir groei allein
miteinanber — ad ber Särm unb bie
Tanzmusit nur gedämpft herüberflin-
genb... ba bleibt er stehen unb sagt:
„Melusine! Wirflic, Gie haben so ge«
heimniszvoll leuchtende Augen, wie
eine Meernire, bie eben au« ben Wellen
emporgetaucht ist unb steh nun weit«
fremb unb verloren in ihrem neuen
Bereich umschaut! Wie sagten Gie doc
neulich, al« ich Sie fragte, wem Gie
ähnlic sähen? AI« wa« bezeichnen Gic
siche"
An feinem Ton hörte ich, daß er es
genau wuszte, nur eben wünschte, e«
nochmal« bon mir gu hören, unb ge«
horsam erwiderte itp gang leise: „All
herrenlose« Gut!"
„Das solst bu nie mepr sagen bür«
fen! Wenn bu e« willst, so hast bu
keinen Herrn jett gefunden! Gag’ mir,
Hanna — Melusine: willst bu mein
eigen sein?"
3c habe niept« antworten sönnen,
ein Schwindel fafete mic — icp fürce
tete, zu faden, aber sein Arm hielt
mic aufrecht, fein Antlit neigte sic
über mich, unb ich sah wieber biesen
zärtlic behütenden, mitleibsvollen
Blid... mir so nahe diemal!
Gott im Himmel — e« sann doc
nicht Wirt lichteit sein! 3c mus bies
ade« doc träumen! G« ist so rasch
ade« gefommen — so märchenhaft
rasch unb unerwartet!
13.
„Stein, Dorchen, icp bitte dich! Sieg’
biep nicht auf, bu weifet, ba« schadet
btt! Schon biefe gange Berlobungs-
geschichte pat bir geschabet, bet Schwie-
gersohn, ber un« mit einem Mal wie
pom Himmel heruntergefallen fam —
bum«, ba war er! Ta patten wir bie
Bescheerung! Unb, glaub’ bu mir,
btm Rinb ist bie Sache auch gu schnell
über’n Hals gefommen! Gie sann sic
ja gar nicht fassen! Tie anna ist
eine oon ben Sangsamen, Besonnenen,
ba« ist so ’ne tief angelegte Statur,
bei ber muß sic ade« nach unb nach
entwideln. Blaß pat er ba nun gu
tommen unb bie Betlobung vom
Saun gu brechen unb un« ba« Rinb
gang fopfscheu gu machen! Ronns et
nicht noc n' paar Pochen warten,
das sie boc gut Besinnung fommt?
Rein! Platzt los wie ’ne Bombe! Unb
nach allem, wa« ich biß jetzt gesehen
unb gehört hab’: so gang bltnb unb
tod in baß Rinb periebt ist er nicht
mal!*
„Aber, Arnolb! Wie wills bu baß
wissen? Weil er vor un« nicht ben
überzärtlichen Bräutigam spielt? Qi
gibt Ränner, die eß nu mal nicht über
sic gewinnen, ber Braut in Segen-
ob e« bk yöipften
unb Siehffen ftnb, auch nur einen ein»
8igen Rufe gu geben — sie bringen baß
nicht fertig, palten eß für ungart,
unb, nach meiner 3bee, niept mit Un«
reept! Rannst bu wissen, wie er gegen
Hanna ist, wenn er sie für sich allein
pat?*
„3a, gewife! Rann icp!* Herr Pio-
trowst stedte beibe Hände in bie
Hosentaschen unb begann, mit wuch-
tigen Schritten bor seiner Gqttin auf
unb ab gu gehen. „Wie icp baß ge-
macht hab ? (Mqn< einfach! TOiA an«
Prosessor benn nun wohl auc gründe
lic zuwidet fein, aber bet Rari sagt,
welche smb darunter gewesen, bie ihn
wirKicp auf Tob unb Sehen geliebt ha-
ben — er pat nun mal so waß, baß
er Die Frauenzimmer leicht an bet
Angel pat! Rann mir’ß benfen —’n
nen!"
„Aber ste mus boc in reifen Jah-
cn sein — etwa älter alß er, wie icp
höre— ba tommt man boc gut Bet«
nunft!“
„Ers recht nicht, meine Siebe! Mit
fünf«, sechsundzwanzig Jahten, ba
läszt sich so etwas noc wenden unb
enben, man schwimmt im dolleh, stat-
fen Strom bes Lebens, eß bietet sich
recht« unb lints noch allerlei, woran
man sich tlammern, womit man sic im
Rothfall trösten sann. Aber mit fünf»,
sechsunbvierzig Jahten" — Hert B«o»
trowst pfiff burc bie Sähne unb 30g
bie Brauen poch — „ba wirb’« bebens
lic. Ta is‘s mit bet Heberlegung gu
Enbe, unb bloß noch bie Leibenschaft
ist Trumpf!*
„Cb sie benn noch schon ist, biefe
Bolin? Gut tonserbirt?"
.Tu« nun niept, nach beß Rari Bes
schreibung. Dem Bengel .fommt sie
uralt bor—natürlich, sie sönnt’ ja
gut unb gern feine SRuiter fein.*
„Blaß meinst bu Arnoth, am Enbe
bat Gotta iht, ber ©täfin, gar bie Gpe
versptochenf"
„Gt wirb ben Teufel gethan paben!
Rein, ba fei bu tupig, so bumm ist
ber nicht; ber ist mit allen Blaffern
gewaschen, unb im Rapitel „Bleibet*,
ba. fennt er sich ausl Mager sich
wissen mit dieser alten Flamme! Füt
mich handelt sich’s um bie Hanna,
adel übrige ist mit Suft! Bla« sagst
bu benn dor adern ^u bieser vetrüd-
ten Ibee oon ihm, bie Hochzeit so be«
nach München zurüdtommt unb er»
, \ 1 steh hier inzwischen begeben
hat... guten Dorgen! Safe ber Gotta
sieb hübjc in acht nehmen, unb befon-
ders feine funtelnden Spibuben-
äugen, bas ste ihm bie nicht ausfrat.
mit polnischen Bleibern ist nicht gut
Kirschen essen, wenn sw’ß mit bet Gie
fersucht stiegen! G« stnb ja meine
Landmänninnen — icp muß sie fen«
gifc: „Kein Gebande an Gehen! Gie «u meinem Anzug pasjenb. Wie icp
: bleiben noc hier! 3c hqbe mit Ihnen ba» Melusinenfleib anziehe unb in ben
... hudu.zan ‘4 ----- • - AyALon G"IAoT 4g;4, . Mm gp,,
ting?! Gal So qualvoll selig!
Späber. — 3c bin seine Braut!
Nun habe ich es geschrieben, nun fiept
eß ba auf bem Papier, nun glaub’ eß
boc endlic, bu mein arme«, veiches,
bange« Hera —nun glaub' e« doc!
Schilbern, erzählen, wie ade« tarn,
ic, ierd‛ e« ja niept sönnen, weil
। mein ganzes Gein in Aufruhr ist...
c total au« ben Fugen gerissen, trotzdem
ich äuserlic möglichst bernünftig bin,
Sieb’ unb Antwort gebe unb, wunber-
baverweise, noch nichts Bertehrtes an«
gerichtet habe! Gottlob, bafe mir nie«
mand inß Hers sehen sann! Bon ihm
wünsche ich e« wohl, er wirb eß auc
tonnen, wenn er wid, ihm ist nichts
verjagt, er ist mein AImächtiget —
Aleinziger — ich möchte nur immer
tnieen unb stammeln: „Tu! Tu!*
Aber für spätere Zeiten wid icp doc
bie Erinnerung festhalten — für mic
unb für ipn! 3c wid also bersuchen!
Wäve nur niept ade« so überwältigend
• rasch gefommen! y -
Bor ber Gesellschaft bei feinem
: Bruber muzt ic bort im Hause einen
Besuch machen — ba traf tch ipn. Gt
bat mir die Porttätbüsten seiner flei-
nen Sieffen gezeigt — herrliche Schö-
pfungen eine« genialen Rünstlers, ber
zuglich ein genialer Pensc ist — unb
et pat bie beiben Buben hereinhelen.
lafsen unb pat sic gefreut, alß ic
mtep mit ihnen abgab unb alß ste gu«
traulich zu mir würben . 1. bet f feinste
mir auf" ben Schoos fletterte, bet äl-
’ - teste, Willftied geheiszen, wie er, mic
fragbe, ob icp fein Schautelpferd unb
feine Solbaten paben wolle. — Db icp
Kinder liebe? Ob icp gern mit Rin»
bern fei? Gß beburfte wohl ber »rage
nicht ~ et fap eß ja! Birt haben
bann eine Weile mit ben Buben ge»
—— oüi-becühticasc—uueze
Hänbe babei ... Feuerströme, auf unb
ob, ftnb babei burc meinen gangen
Körper gesogen.
Pie es bann zugegangen ist, weife
ich nicht, aber mit einem Wal ftnb wir
«dein gewesen, »rau Kitt pat wohl
ertlärt,/ sie müsse gu ben kindern,
aber warum ber Baumeistet fortgegan-
gen ist unb iohin, baß ahne ich nicht.
Ehut je euc nichts gut Sachel
^Tf äbit ade» nW«, sägt bet ®ajt
— nicht baß Zudringliche unb nicht
baß Rührenbe, nicht bie Jugend unb
nicht bie Reife, nicht bie Setbenfehaft
unb nicht baß inniglich Zarte... et
that’s eben nicht! Also, bafe ihm bk
Hanna in iprer Unschuld vieeicht ete
waß beuth chgezeigt bat, wie t« um
ipn benfen —es sann niemanb oon
mit berlangen, bafe icp einen einzigen
Gedanten füt etwa« anderes übrig
hab
Go also ist e«, wenn man.liebt!
Rit jedem Pulsschlag, jedem Athem-
c bin aufgestanden unb habe auc
fort teoOtn, gumal et fein Bort sprac
~ am mfufj mv mkp unfep, ui#
tolle er mein Gesicht auswenbig let
Blaß sonnte icp tpun, alß hilflos
lächeln unb bleiben?
Wir stnb bann inß Blaubern ge»
fommen, zuerst gang harmlos. Ob icp
auc nicht etwa sein Engagement gu
Tisc vergessen pätte... neulic, bon
ben „Bier ahreszeiten" per? Ob icp'
ihm gu Gefallen ba« elusinenleib
am<est feine« Bruber« anziehen
wode? 3c muszte lachen unb sagte
scherzenb: „G« bleibt mir schon nichts
anderes übrig, benn eß ist jetzt ba«
einzige Badfleib, waß icp habe!" Unb
er darauf, palb ärgerlich: „Go? Also,
wenn Gie ein Dutend Gesellschafts-
toben gut Auswahl hätten, bann zö-
gen Gie’« nicht an?“ „3n solche un«
erhörte Gituation — Besitzerin eine«
Dutend Badtoiletten — sann ich mic
wirtlich nicht hineinphantasiren!"
Tann würbe ba« Gespräch ernster.
Bon meinem Sehen daheim wollte er
wissen, non meiner Tageeinthei-
Inug, menen häuslichen Pflichten. Ta« ’
‘bei fam c« natürlich heraus, bafe
Rama so biel frans ist, bafe icp ste
oft vertreten mufe. Ob ich baß gern
späte? Mama zuliebe sepr gern —
aber sonst... Welches meine liebste
Beschäftigung fei? Ta« pätte icp ihm
ja schon erzählt: Runststubien treiben!
Ob ich tunsthistorische Borträge hier
in München gehört pätte unb bei wem?
Ob meine Bilbersammlung schon seht
leichhaltig sei?
v 3c habe gewissenhaft ade« beant-
wertet, patte aber fortwährenb ba«
Gefühl babei: baß ist ade« nur Re-
bensache, eß ist ihm um etwa« gang
andeves gu tpun!
Unb so war eß auch!
Gr sprach mit einem Ral bon El
— ob e« wahr wäre, bafe bie meine
beste 5 reun bi a sei? Gr sönne steh baß
gar nicht benfen! Qch mürbe ber legen,
benn Gl ist- iirflic sepr gut gu mir,
unb icp weife, bafe Re mich auf ihre
Art lieb pat. Aber ihm gegenüber
eine Musslucht brauchen ober gar eine
lintahrheit sprechen ... unmöglich!
Gß fäme mir wie bie gröszte Sünbe
bor, unb icp sonnte e« auc überhaupt
nicht! Also sagte icp, wir paszten
eigentlich nicht gut zufammen, unsere
3nteressen feien zuberschieden, unb
icp sonnte mir säum benfen, bafe El
unb ic Fteundinnen fürß Sehen blei«
ben sollten! Ob ich in einem Freund-
schaftsverhältnis gu meiner Mutter
stünde? Ta« wuszte ic nicht recht! Jc
pabe sie sepr lieb unb sann ipr man»
cherlei sagen, aber lange niept ade«,
wa« icp dente unb empfinde, baß bars
bei einer echten Fteundschaft doc nicht
fein’ Unb nun fam bie Hauptfrage:
bon wem ich meine ganze Geistesrich-
tung unb Eharatteranlage, bie ja bor«
wiegend ernst sei, geerbt hätte.. . wem
ic überhaupt ähnlic wäre: bem Bater
ober ber Blutter? Ta« hat man mic
fcpon hunbertmal gefragt,- unb icp
pabe ebenso oft auweichenbe ober ab»
lenfenbe Antworten gegeben ... seinem
forschend auf miep gerichteten Blid.ge-
genüber war ich es nicht imstajibe!
3c schüttelte traurig ben Ropf unb
sagte leise: „Ac, icp sehe feinem oon
beiben. ähnlic, unb pabe Weber mein
Aeusetes, noep meine Beanlagung bon
ben Eltern geere, baß sann ja auc
nicht fein! 3c bin herrenloses Gut —
meine Gltern paben mic zu sich in«
Haus genommen, alß icp gang, gang
t lein war — ich weife nichis über meine
Herkunft, über meine Angehörigen, icp
sod auc nieptß davon wissen!*
Unb ich erzählte ihm baß wenige,
ias Papa mir damals gesagt unb
später ergänzt patte — unb wie ich
mit Mama nicht barübet sprechen
bürfe, ba jebe Aufregung ©ist für ste
fei — unb wie ich seit Jahren pungere
unb bürste nach einem Einblic in
meine Vergangenheit, meine Familie
... unb immer, immer vergebens!
Ta« ade« patte icp noep nie über
meint Sippen gebracht, aber ipm
iuste ich e« sagen, ba er mich gefragt
hette--je, ie mu slel--
Gr fap mic sepr ernsthaft unb sepr
mitleibig an, während icp tedete, unb
ic war bebenb gespannt auf seine Ant«
wort — aber ba ist Frau Kitt in«
Simmet zurüdgefommen, unb wit stnb
nicht mepr adern geblieben. •
3c sann niept weiterschreiben, icp
mufe mic sammeln, bie Feber hin-
legen, mich in ben Stuhl zurüctleh-
not, bie Augen [chlieszen unb bersu-
chen, mein Glüd gu fassen, gu hegtet»
Upcoming Pages
Here’s what’s next.
Search Inside
This issue can be searched. Note: Results may vary based on the legibility of text within the document.
Tools / Downloads
Get a copy of this page or view the extracted text.
Citing and Sharing
Basic information for referencing this web page. We also provide extended guidance on usage rights, references, copying or embedding.
Reference the current page of this Newspaper.
Giddings Deutsches Volksblatt. (Giddings, Tex.), Vol. 6, No. 23, Ed. 1 Thursday, March 2, 1905, newspaper, March 2, 1905; Giddings, Texas. (https://texashistory.unt.edu/ark:/67531/metapth1612410/m1/2/: accessed June 9, 2024), University of North Texas Libraries, The Portal to Texas History, https://texashistory.unt.edu; crediting Giddings Public Library and Cultural Center.