Dreimalwöchentliche Union (Galveston, Tex.), Vol. 8, No. 29, Ed. 1 Tuesday, January 2, 1866 Page: 1 of 4
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imaltüödicntHcfic Union.
,«
flutet 3<*!>rgattg, Sfco« 39
<§)alt>eftott, $es<tg*
gaufenbe Sfaitnmet 497 ♦
5£te Jtriegdfaffe
«tut «ef#t<h e au ben Mbmlfcben (Srjjebirflt.
1.
2lu# bem Shale von Äulrtt, bem patableflfchen
©cbauplafc brt grofen Sorfplel# gur Seidiger
©ölterftblacht, ergebt HA ba« (Erggebtrg an fang«
in fanften ©orhügeln, ftetgt aber balb fleil gu
jenem mächttgeu @tod empor, von tieften wet-
tern, aber gerflüfteten Plateau bie tübnen Sug-
ftelne, Der luttiae ©Pixberg unb ber gewaltige
©c&neeberg jut 9to<bbarfcbaft be# $>tmmel#flre-
ben.
©Iüdltch ber ffianberer, ber btefe #öhen be-
tritt unb fo weit unbefyerrf$t iß com (flelfie bei
bem frembe
bte Suft an
unb bie Su^ ....
rief, frlfch erweden tonnen. ©Iüdltch ber ffian
Derer, ber auf einer ber fonntaen Äulturflreden
bie mit ben bunteln gidfetenwälbern Weddeln,
auCnur auf eine ©tunbe, fet e« im purpurnen
2lbenbfrieben ober in ber golbenen Sage«blütbe
feinen ©tob in bie Stbe flögt unb #erg unb
®lnn aanj bem eingibt, ber mit feiner reiben
©chöpfung tn ade (Ewlgtelt nicht# anbete# wlU
al# feine Weufcfcen glüdltch machen. Sc wirb
ba# inne werben, worauf auch Neigung unb
Stimmung fein Slugenmerf gumetjt lenten mö-
gen { er wirb ©efrtebtgung bie Sülle haben, unb
wenn er weiter giefet, bem $ergen ©otte« näher
fein.
IBer aber fo weit unter ber $errf$aft jene«
gterigen unb hafitgen ©eifte« {lebt, bag ihn von
all ben ©otte«wunbern, bie ihn hier umgeben,
nic|}t ein« gu feffeln vermag, bem mögen, wenn
er in Shal tomrnt, bte ©elfter ber (Erfdhlagenen
von Äulm ein fc&aurtge# „Dies irae" fingen
ober e# mag ihm auch nur ein febltebter ©ebtrg«-
bewebner bte ©efchtchte vom „Weier ©anne#*
ergähleu, ber in leiner 2lrt etn Wetfter im „(Er.
(Erraffe
ber bter unter Äanonenbonner Da« 3öort De#
"i
llji
en unb
[en" war, wte jener Eroberer,
#errn erfuhr: ©i* fcter&er unb nicbt weiter!
@o bieg e« eine« Sage« auch bei bem SWeter
Joanne«. Diefer 5Rame erregt oieUetcht ber unb
jener garten Sefertn ein letfe« ©rauen, weil er
fle an einen £anne« gemahnt, ber gu unferer
©rogmütter 3«lten am tfeeueru Stbelnflrom ba«
©ewerb etne« (Eroberer« Im Äleinen trieb unb
bafiir Im fcbönen Walng vom geben gum lobe
gebraut warb, weil er ba« Unglüd hatte, nicht
wie feine grogmächttaen Kollegen über bem ©e-
feg ju flehen. 3«r ©efcbwlchttgung Dtefe« vor-
eiligen ©rauen« lajfen Wir bie holDe (Erregte
einen ©lld auf ben ©rünwatber grteDbof tfeun;
ba fleht nur gefeit ©dritte vom ßro§ n Jtird)en-
tbor ein pra&tlger ©rabftetn on öobenbadber
©anbftein, ter bejeugt mit großer golbiier
5ra!turfÄrlft, ba& ber $err ©ui«befi^er, Äauf-
unb $anbel«öerr, wte au^ Drt«rid)ter, 3ofcan-
«e« 9?epomul SJleler, ein ®&renmann gewefen,
ber vor wenig Saferen na$ (Empfang ber heili-
gen ©tcrbefaframente cbriftltcb verf^leb, audb
bur$ relcfellcfee Cermädjtnljfe an Ätrcfee, ©dmle
unb mllbe totlftungen feinem 9tamen ein löb-
liche« ©ebädjtnif (ttftete. 9Hd&t wahr, ba« bannt
aUe« ©rafcn, unb gern falten Reh bie Jpanbe,
bem ©chlugwort ber golbenen ©dürtft ju ent-
fpre^en: „öete, frommer Söanberer, für meine
arme ©eele l" 3a bete, fromme« grauenherj,
bete immerhtn recht inntg ju ber ewigen ©nabe,
benn tro^ ber glet§enben ©rabfehrtft brauet1«
ber „SReler ^>anne«" vielleicht fo nötfetg, wie je-
ner 2Katnjer Unfeltge mit bem gebranbmarften
9tamen
©er Fleier ^oane«—fo erjäfette un« etn ehr-
11 eher ©chnattenmacher au«©rünwalb—war ber
rel^fte ÜJlann nicht nur in ©rünwalb, fonbern
im ganjen ©eblrg von brn 8ug|tetnen bt« jum
hohen ©chneeberg. Oer hätte bte $errfchaft iep-
ll| taufen (önnen, wenn fle bem 23eftyer feil ge-
wefen wäre. ©ro§e ©ummen von ihm lagen
In ben Sanfen von Xrteß unb Hamburg, ober
Rauben auf ben benachbarten ©ütern, unb von
ben (leinen Seuten im Drt unb in ber 9tachbar-
fchaft gab e« wenige, bie ihm nicht mit ihrem
$ab unb ©ut verpfänbet waren. Unb bodj war
er nur blutarmer Seute Ätnb. ©ein SBater war
etn 3legelbeder, ber von feinem fcantwerf a^t
Ätnber ju ernähren hatte. Unb bie 3iegelbeif-
eret lag tn ben langen Arleg«tahren arg bar*
nteber, benn wer ba nicht bauen mufte, baute
nicht. Da ging e« benn gar lümmerftch her bei
bem alten 3/teler ©eph, unb man lann wohl fa*
gen,—ber Oanne« 1{I tn lauter Slenb gro§ ge-
worben. Unb bo& wuch« er ju einem fiattlldhen
Wann heran, ber an £etbe«gröfie unb ©tärle
weit unb brett feine« ©leiten fudbte (Er warb
audh 3tefl'lbeÄer, unb ba fein Sater bei einem
jtlvtfeenbau braujjen in ©achfen oerunglücfte,
Tonnte et glelä in beffen ©teueal« OTeifter ein-
rüden. SJlan muß e« ihm laffen, er verftanb
' fetn Öath, unb wenn tn ber erwerb«armen 3ett
ein 3l*gelbeder gefugt war, fo war er>. 316er
obgletA er tnauferiger war, al« 3t«flelbedfer ju
fetn pflegen, auch neben feinem $anbwerf einen
(leinen ©la«hanbel trieb unb ©onntag« im
28trth«bau« ba« $orn blte« unb nur für bret
Sehen ju forgen hatte, ba jwei von jetnen ©chwe-
jlern |tch hinein in« SBohmilche berhetratheten
unb jwet Stüber jum SKilitär famen, bie jüng-
flen |wei ©ftweftern aber {larben, fotonnte er«
bo$ bt« jur großen ©dbla^t ba unten nicht wei-
ter bringen, al« ba§ er feine« Sater« $äu«letn
I4ulbenfrei machte.
SXber halb nad) ber Äulmer ©chlacht thatber
üReter §anne« ju iebermann« Söunber einen
3tQethanb«(ram auf, unb wie bie 2lHttrten In
9arl« elnjogen, war fein itram etn ©efchäft
geworben, bem (ein« an unferer ©renje bie
©pi|e bot. Darnal« ging ba 3>afchen flott,
unb ber Weier 4>anne« trieb e«, al« hätte erba«
Privileg baju. Wach fünf Saferen tonnte,er
'(hon ju bem grofen 9lothengut«bauer fagen t
8ßa« wlflft bu haben f&r betn ©ut ?" unb eine«
benp« würbe im ©vftnwalber ffitrtfe«hau« ber
eifitauf getrunfen.
lüfte auch iebermann lugeftefeen, baf ber
Vteier ^anne« ben ^anne« ben $anbel erflanb
wie (Einer, bafj er ba« Rafften mit unerhörter
Kühnheit unb ©chlauheit trieb unb baf er jeben
Jtreujer bretmal umwenbete, eh1 er Ihn au«gab,
—fo wollte e« boch ntemanb in ben Jtopf, "ba§
er tn ben fünf 3äbrletn mit nicht« fo viel ver<
btent hätte, ba§ er ba« gröfte unb foönße Sau
erngut ber gangen ©eaeub laufen unb baar be
gahlen tonnte, ohne leinen Raubet ju fchwäcben
Unbbaf bie«nid)t ber gaH war fah man, benn
im dtothmgut ging ba« ©e|4äft noch einmal
fo flott, al« erfl Im tlelncn ?>äu«letn am Sieh-
wea.
X)ie Seute im Dorfe muntelten bie« unb ba«
baf e« mit bem fchneQ erworbenen gro§en ©ut
be« SJteier $anne« ntd>t mit rechten Z)tngen gu-
ginge. Da wollte ber am hellen lichten Sage
einen feurigen Drachen haben bur$ bie Suft
unb tn brn ©chornftein be« SReier $anne« fah*
ren fehen ; jener gifdjelte von etner Ärleatffaff«,
bie ber $anne« am borgen nach, ber iculmer
fchlacht im tiefen ©rünbel gWifchen ber Sanbe«'
grenge unb ©rünwalb gefunbeu, fchnell in ber
bortigen ttefen ©rotte verborgen unb tn ber
9ta<ht heimgeholt habe. 3a, ber $ann-9lngcl
ber (dfenapfenbe 0ilurfcb&|, Uef oft, wenn er ju
voQ war, 3ßorte fallen, tele: „9Benn Ich nur
reben bfirfte,"—ober t „SBenn bie iobten aufer-
ftänben,"—ober i „Kenn nur ber SBäde-^au««
Vtunbl lieber ber ttijce im Stefen-©rünbe('
Süether gu gefallen ginge al« ber $eger Sftarie,
bie boch nt^t fein SQeib wirb, wenn fle au^
noch fo tAön mit ihm thut l"
Da« waren berbächtige Sieben, aber ntemanb
gab viel auf ba« ©eplaufcb etne« Sruntenbolb«,
unb bte ftnbetft hüteten fleh wohl, von einem
fo reiben unb angefehenen 9Jlann, wie ber Weier
$annr« Unb einmal war, öffentlich übel gu re-
ben. (E« gab aber boch eine $>erfon, ber bte ?ln-
fpielung be« $twn-3lngl vom ©äöe Jpau«-
Wuubl unb ber 9lij:e im Siefen ©rünbil-SBel«
her nicht gu einem Dhr htneln-unb jum anoern
hinau«gtng. Da« war bte Wutter vom Wun-
bei, etne flidt grau, bie ihrem einjtgen ©ohn
tn bem $au«lein ba oben unter bem tleinen
Sannen* unb tötrfenaefeölg, fo man nur ('(blecht-
weg,,'« Sßäüe" hieß 9au« hielt. Deren Wann
War auch etn 3tegelbecler, ein wofelgeachtetcr,
gotte«fürchttger,nur etwa« fd>üchtemer Wann—
aber am ^benb ber «Jtulmer ©Alactit waren gwei
franjö|l|che SReiter vor feine Sfeür geiprengt ge-
fommen,wo er gerabe^olg gefpalten, unb hatten
ihn aufgeforbert, fle über ben Söalb nach gellen
borf gu führen, aber auch feinen ©chtcbbocf mit-
gunehmen, weil er imSDalb etwa« gu laben fänbe.
Der Wann hatte nicht gewollt, aber fle hatten
ifem bie ^iitolen auf bie 33ruft gefegt unb er hatte
fleh fügen muffen. Äaum ba§ lie ifem vergönnt
featten, fein SÖamm« angujKfeen unb von Söeib
nnb Äinb s2lbfchieb ^u nebnten. ÜL^ofel hatte bie
3rau nicht ofeite Urjache babet geweint unb bie
^äube gelungen, obgleich ber iiieg biiJ gellen-
borf nur brei ©tuuber> weit ijl. (£« mußte ifer
ahnen, ba§ fle ihren Litton in tiefer 5U5elt nicht
Wteberfefeeu tollte. Die gange nacht unb ben
barauf folgenben Sag erwartete fie mit fteigen-
ber 2lng[t feine Jpetmfunft, aber umfonft; am
Dritten madfete fte fieb auf na^ ©achfen. ©te
achtete ni^t bic ©efafer, jtreifenben Ä'ofaden in
bie $>änte gu fallen ; fle gtng von Drt gu Ort
bl« in« frangüflfche Hauptquartier—ifere Ulach-
forfchungen waren alle eitel. Sroflio« (ehrte
fle rnbllch beim—ifer Wann war unb blieb weg.
Ratten ifen bie beiben grangofen ermorbet ober
war er mit biefen tn bie^änbe ber Stuffen ge-
faQen, vielleicht gar ai«'©piou hingerichtet wor*
ben ? Sßer tonnte ba« wiffen l
Der SJerluft ber armen grau warb im gangen
Dorfe mitgefühlt, benn iebermann fchüfete ben
guten ^ohl mtton ; aber bie 3e't war bamal«
fo unrufeig, fo voll von erfchütternben ©efchidfe-
ten, ba^ Darüber ber gute lUnton balb vergeffen
warb. (Erjt tarn ber Napoleon von $trna ba-
her unb wollte bte ©Charte von Äulm au«we&en;
npelmal Iahen wir leine (öebaaren ffch über ba«
©ebtrge hereiitwäl|fn. gweimal erbebten unfere
^>öhen von Äanonenhonner unb gweimal muß-
ten bte granjofen gurücfweichen, brenuenbe
Dörfer unb Verwiißete gluren hinter fleh laffeitb.
Unb bann blteb ber Sobau noch manchen Sag
ba oben—e« war etne fchwere, jArectenvoBe 3 «t
wer Dachte ba lange an Den (Eingeluen! 211«
311« wtr enblichDurch bie Seipgtger ©chladht Stü-
he gewannen, hatte jeher für fleh «u thun, um
bte ©puren ber &rteg«reuel von feinem (Eigen-
thum gu verwifchen, ja jeber hatte gum fämpfen,
um nur ben junger von feiner ©(bweUe gu
fauchen.
gortfefeung folgt.
3i|t (Seebad,
öon £. 2cm de.
© efe l u g.
2ötr fefeten un« auf etn von ©telnen getra-
gene« Sörett unb holten unfere (Ejjwaaren her-
vor, um un« ein wenig gu erfrifdjen. 3n Der
Äiepe,bie man un« mitgegeben hgtte.waren gwet
glafdjen be« bellen Äornbranntwetn«—auf bem
©ut war eine Örennerei. Der geuertranf
wärmte burch Wart unb Söein ; felbjt Siubolph
gewann gufehen« ©efunbheit uno 3lppettt wie-
ber. 3ch gab bte etne glafche ©ieffen unb bat
ihn, ben Uebrigen bavon mttjutheilen. — Der
nidenbe ©ctäfer fcfenuffelte bei bem Duft be«
©ranntwetn« erfl Wte fein gottiger Äöter, öffnete
bann bie fiteren klugen unb traute bumm um-
iier, bi« er bie unter ben bret ©eemännern trei-
enbe glafdje erblicfte. ,,©ebt mtr auch gu trin-
en 1" laute er. — „2eg\blch lehlafen, ©dfeäfer,"
fagte ber wilb (chauenbe ©eemann mtt einem
gluch, ober ich breche bir aUe Änochen tn Selbe
entjwel. ^aben wtr ber ÖefHe unfren 9lum
umfonft gegeben unb will er noch nicht umfallen
unb einfd lafen?" - ,,©eib boch nicht fo gelglg,
Weifter Äapltän—gebt mir ©ranntwetn rlaUte
ber Sruntene.—„Da 1" fagte ber Watrofe, unb
reichte ihm einen gangen ©echer voll; „wenn Du
bann ba« Waul nicht bältft, fchlag td} btr ben
©«häbel ein."—Der ©dfeäfer fefcte ben Sedheran
unb tränt ihn, eb' Ich es verhtnbern tonnte, mit
einem 3ud* le«. ®r erhob fiefe taumelub—ein
©IIb ber SBiberwärtigfelt unb be« Siel«, von fei-
nem ©ttye. Der $unb, ben er babet mtt letnen
fchweren©ttefeln trat, floh wtnfelnb tn eine (Ede.
©ein %>err flieg fluchenb mit bem guge nach
Ihm, bann hob er bte Slrme in bie Suft, fprang
febwerfädig empor, aU ob er gum Sang antre-
ten wollte, unb flieg etn geUenbe« t 3u<h! au«,
flürgte aber im nächlten Slugenblict, von bergaufl
be« großen ©eemann« getroffen, bumpf gegen
einen Dachbalten unb brach bann wie ein ©tter
unter bem ©ellfc&Iag, lautlo« gufammen. fßtr
waren alle aufgefahren uub fafeen fchaubernD
nach bem Dalieaenben.
„Wein ©ott, wa« ifl^gefcbeben ?" fragte einer
ber Wänner auf bem ©chilfe inbem erbte £änbe
gegen feine tobtenblfiche ©tirn brüdte.— „3^
hab1 bem Äerl nur einen auf'« si>faul gegeben,"
fluchte ber ©eemann. „33et ber #öQe, e« war1
ein ©liict, wenn er fleh ben ©cbäbel eingefallen
hätte; bann war' ba« Sbier von ber SBelt!" —
Die bret ©eeleute blieben ruhig fl&en. — JHu«
bolph unb ich untrrfuchten benWenfchen.anfang«
von bem wtnfelnben ^unb bebrobt. Der ©chä-
fer blutete burch ben gall am Äopf, aber Die
SÜBunbe war nicht bebeutenb, ber ^lutverlufi
tonnte ihm gegen feine Unmägigteit nur heil>
fam fein. 9ßtr legten Ihn mit bem ßopfe höher
unb liegen ihn bann ruhig liegen. Der ^unb
lauerte fleh gu ihm, unb balb verrieten bte re-
gelmäglgen Slthemgüge, bag bie ©etäubuua ver-
gangen unb ber Srunfene tn tiefen ©chlaf ge-
fallen war.—
Der grembe im Wantel, ber gefragt hatte,
war, ba« $aupt auf bie 33rufl gebeugt, geblieben.
—„Wein ©Ott," feufgte er, „tft e« noch immer
ntcht3ett?"—DerSHnbere fudfeteihn brtmWan-
tel wieber auf baaSager gurüdfgugiehen uub raun-
te ihm einige für un« unoerftänbliche SBorte gu,
Worauf ber ^Bleiche mtt einem neuen, leibenfd)aft-
llcben^tu«bruchbe«©cbmergcd antwortete.—Wan
tann ficl^unfere SBerwunberung über bte gange
©cene benfen. 3ct> hatte anfang« an ©chmugg-
ler gebucht, wugte jet>ocb je&t nicht mefer, wa«
icb au« aüemma^en follte. Die Watrofeit waren
offenbar bewaffnet. Da« unbemufjte feiiuftge
Saften be« jüngeren nach feiner öruft featte und)
auf ren SBerbacht jommen laffen. Sil« feine lange
3acfe fleh beim ©ifeen in bie .oöfee fchob, fafe ich
gang Deutlich gwei ^tjlolenläufe barunter glän-
gen.
Der blaffe Wann erfeob ftch vom Sager unb
trat an ba« geuer. (Er war offenbar franf ober
boch auf« böchfle angegriffen; feine ©chritte
waren fraftlo«, feine £>änbe gitterten, fein ©e*
fleht trug bie Spuren be« tte||ten Seiten«. 4öir
fa§en, ohne gu Wiffen, wa« wir bavon benfen
ober fagen follten, bi« JHubolph bie ©tllle mit
ber grage an ben gremben unterbrach, ob er
ihm bei ber falten flacht ein ©la« 2ßein ober
3a uicarum anbieten Dürfe - — (Er bat um ein
©la« Sßein ; aud) ber Slnbere nafem einss nn.
Diefer battc fleh bi« babin forgfaltig vermummt,
fo bag fein 3 glfetne«©eflcht« gu erfennen war;
beim Srtnfcn oerfchob fleh aber Die Serbüllung.
3ch bemerfte c« ifem. „Jpaben ©ie bie ©üte an
3J>re Verhüllung gu beuten !" fagte ich. ,,(E«
wäre waferfcbeinltO) weber 3bnen lieb, gefefeen
gu werben, noch mir, ©ie erfennen gu muffen."
— (Er banfte burch eine fchwetgenbe Verbeug-
ung.—(Ein Verbadfet hatte mich burgueft. Die
©eflcht«gügebe«5öleichen waren mir,je länger ich
fle fah, befto betannter geworben. 3ehmugte bie-
ten Wann fdjon oft im Portrait gefefeen haben ;
war e« be , ben ich erfennen glaubte, fo featte
tch einen viel genannten, au« bem ©efängnig
entflohenen glüchtltng vor mir. — 2öir fagen
wieber fefeweigenr. Der Watrofe fchürte von
3eit gu 3«i* ba« gltminenbe geuer nach, unb ber
grembe mag guweilen in ftebertfeher Aufregung
ben 9taum ber S'ütte.
Wir war fchon gu 21 nfang aufgefaQen, bag
unfer Soot«mann ben Planten be« ©eemann«
gefannt hatte. 3e|}t rebete er ihn gu metner
SBerwunberung mtt feltfam tönenber, fafl feier-
licher ©timme an.—„Äla«," fagte er, „weigt bu,
wo §tnrtch ©tubben feiti mag „Da« fann ich
bir genau fagen, £an« ©teffen," erwtberte ber
Slnbere bumpf. „@ine ÄoraUenbanf hat er gum
Äopffiffenunb viele gaben blauer ©eebeefen ihn
gu." — „©o," fprach ber Sootfe langiam, „aifo
tobt i|l er ? &ab mir'« wofel gebaut. (E« i|l auch
ba« ©efte; nun t|l ifem bie ©cbanbe erfpart."
®r legte ben Äopf in bie rauhe £>attb unb flaute
flnnenb in bie ©lut.—„Die (^cbanbe erfpart?"
febrte ber 3lnbere wilb unb feine $anb gudte
nad)ber 3a<ie. „2ßer fprichtvon ©dhanbe.wenn
er meinen 33lut«maat, ^tnrich ©tubben, nennt
unb $la« ©tenge babet fl^t ?"—„Du hörjl e«,"
erwtberte ber Sootfe; „feiner Wutter ©ruber
thut'«. 3l>r habt benen bahetm nicht viel greu-
be gemacht, Äla«," fefete er ben Äopf fd)üttelnb
hlngu. „SBart gwei fchmucle 3ungen, unb wtr
wgren ftolg auf euch unb bachten, bag ihr'« gu
etwa« bringen würbet.—Sltfober 3unge tfl tobt
—wo hafl bu ihn verloren ?"—
(S« Dauerte eine geraume 3eit, ehe ber ©ee-
mann antwortete. ®r flierte wilb in« geur, ba«
er gufammenfehürte ;*man fah über feine ©ttrn
bte ©ebanten wie bte bunteln äöolfen am Gim-
mel jagen ; feine Sippen gueften wte im ©elbfl-
gefprädh. „Sag thn fchlafcn l" fagte er bann
plöfclicb unb that einen tiefen 3ug au« bem ©e-
«feer. „(Er tfl tobt unb hin Da« blaue Weer ber
V3efltnbie«, ba« un« vergaubert unb verbammi
hat, rollt über ihm, ©teffen.—#a, fle famen her-
auf, 200, 300 Wann, fchwarg unb wütbenb wte
bte Sytfel, mit ben (Etfentetten tltrrenb unb
brüUenb wte bie $öQe, unb bte Sßache lag ger-
treten auf ber (Erbe unb $anb|paden unb jtetten
fchmetterten auf un« unb fle fchnappten mit ben
wetgen, fletfcbenben 3ähnen naeft un«—unb wtr
betau« unb mtt ^iflolen unb Weffern unb ©et*
len barunter, ©om ©orbertafled ging ber Sang
lo«, unb fle mugten über ©orb ober 'runter un-
ter Ded, unb ba« ©lut flog wte SBaffer über bte
genug, Äla«. 3^ foll ba« graue fSaffer or un-
terem Haufe nicht wteberfehen. '# war ein höl*
lifcher 9liggertang, nicht wahr ?" — Der Wonb
fehlen Ihm tn« ©efld)t, unb er fafj ba, bla§ wte
etne Setcbe, unb bie $anb fpielte mit ber Slyt, bte
er aber nidjt mehr heben tonnte. — „Seg1 mich
wo anber« hin, Äla«," fagte er, „baf tch bie oer-
bammten tobten, grtnfenben 9ltgger ntcht mehr
vor SKugen pahe." — 34 fchleppte Ihn mühfam
nach vorn unb fefete Ihn aufrecht gegen ba# 2ln-
tertau, baf er htnau« fah auf bte fHUe, glatte
©ee, brauf ber Wonb fchtmmerte wte feurige«
©Uber.
„©o fag er ba, bl« bie ©onne aufgtng, unb
bte 3«ngen, bte noch auf ben gügen waren, fa-
man alle gu Ihm unb wollten Ihn aufmuntern
Denn fle liebten thn alle, obwohl er gwetter
©teuermann war unb auf Den Dtenfl pagte wie
Der Seufel. D, fie hatten ihn alle gern, benn et
hatte ein gute«, mtlbe« §erg fetnem|©runb, wenn
er auch wilb werben tonnte, wie Da« freffenbe
geuer. 211« bie ©onne aufging, winfte et mich
gu fleh unb geigte fie mir unb fagte: „©et un#
gu H aufe tfl fle nun fchon lange aufgegangen unb
bte gifcherboote flnb tn ©ee unb ftfehen. —
war boch ein fehöne«, mllbe« Seben," fagte er
bann, „©chabe, bag wtr au«einanber müffen !*
— Dann warb e« ihm bunt vor Jlugen unb er
fprach Von feiner Wutter unb bem alten gifcher-
boot unb von btr, $;mb ©teffen — alle« bunt
burchetnanber unbgrabe fo.ai« ob wtr noch Fleine
©tranbläufer wären, bte buein ©oot hanbhabe«
lehrteft. Dann flredte er fetne mächttgen ©lie-
ber, brehte fleh um unb war tobt."—
Der ©eemann hatte bie« in 2lbfäfcen herab-
geflogen; feine tiefe, flagenbe, wtlbe ©timme
ichwoll unbfanf eintönig wie Die ranfchenbe©ee.
—„9lun wefgt bu1«, ^an« ©teffen,1* fuhr er, bie
gebauten gäufle fleh vor bie ©tirnbrüdenb fort.
„Du feait un« ©eibe gu Wännern gemadfet, unb
efe1 wir vom ©efeiff fortliefen unb bid) erließen,
unb auch feernaefe, feaben wir biet) immer al« ei-
nen SPater betrachtet, aber auch bu barfjl nicht
lagen, bafj_ber Einrieb irgenb jemanb auf Der
Sßelt gur S^anb gereiche, wa« nun auch gefche-
hen fein mag, ober ülut mug gwifcheu un« flie-
gen.—©eit jener Wacht," fufer er bumpfer fort,
„hat mich1« Sag unbeliebt getrieben, bie Heimat
wieber gu fehen. (E« lieg mir feine tftufe, unb fo
bin Ich benn mit einem cerbammten, nichtönu&i-
gen, foritfchleppenben Sroge gurüdgefommen,
um bie« ©tüd Sanb noch einmal wiebergufefeen,
ehe fle wie mich ben Einrieb ba brüben eiitbünbcln.
Du weigt, id) habe fonfl feinen Wenfchen auf
ber 2öelt, unb bich unb Einrieb« Wutter feabe
tch nicht auffuefeen woUen."—(Er j^wieg.
(Ein sPflff unterbrath plö^lidj ba« vom beulen
be« 2öinbe« unb bem Staufchen ber SBeUeit ge-
tragene Schweigen in ber §ütte. Die vier Wän-
ner fprangen auf. Der siöadfee fealtenbe Watrofe
fam in bie Sfeür. „Da« ©ignal ijl gegeben,"
fagte er auf englijch.—Die beiben in Wäntel ge-
feüüten Wänner bradjen unwiUfürlich in einen
3ubelruf au«, „©erettet! ©erettet 1" lauchgte
ber ©leiche unb fanf benn einec Dfenmacfee nahe
in bie 2lrme be« ©ermummten. Der gweite
Watrofe ergriff ein ©ünbel, fagte ben ©leiten
llü^enb unter Den 2lrm, unb biebrei eilten htn-
au«. Äla« ©tenge ftanb einen 2lugenbiid jiill,
wunbar von Der glamme beleuchtet, beren
©efeein an feiner mächtigen gigur htnaufitef
unb inben3)ijlolen unbbemWeffer in fetnem©ür-
tel fcblmmerte. (E« ftredte jtumm feine4)anb gegen
Den Sootlen au«. „2lbieu, ©tenge," fagte Diefer
unD legte feine £anb lanafam in Dte Hechte be#
2lnbern. Dann eilte ber ©eemann in bie 9?adjt
feinau«.
Sftubolph unb ich fefeen ben gremben nach.
Draugen in ©ee flieg gerabe wiebereine Hafete
in bie flacht, ©ir fahen, wie bte Watrofen ba«
©oot flott machten. 2llle btefauf Den ©ermumm-
ten fprangen hinein, bann fämpfte ba« ©oot tn
SBogengebrüO feinau«. Der ©ermummte tarn
nicht in Die £>ütte gurüd, fonbern eilte über bte
Düne hinfort.
£an« ©teffen fag regung«lo« tn Der £ütte,
ba« geuer fladerte erfterbenb auf, ber ©chäfer
fchlief, ber $unb fnurrte. 2lud)3lubolph unb leih
waren jliU. 2ßinb unb üßogen heulten bie Wuflt
gu bem Sejct, ben Wir (otben gehört hatten. 3^
hörte ba« ©efeeul unb ©ewtmmer ber Sfteger, bie
wilben glüche unbÄommanboworte—ba« Dröh-
nen be« Ded« unter bem ©eftampf ber rafenben
^unberte. ©ehug um ©<bug, ©dfelag auf ©chlag
—bie wtlb Wegelei warb immer blutiger; übet
aUe hervor ragten bte riefigen ©eftalten ber bei#
ben norbifdjenWeere«föhne.-Sßofel gwangigmal
mugte ich bie 2lugen öffnen, um bie fieberhaften
©Uber gu verfeheuchen. Der Sootfe fag bann tm-
mer noch in ber alten ©teünng, Slubolph wätgte
fleh wte ftebernb unb niurmelnb auf bem ©(hilfla-
grr.
©ei Sage«graueti brachen wtr auf, ohne bag
ber ©chäfer erwacht wäre. 2lm Worgen langten
wir in 2ß. an. 2ltn nächilen Sage lafen wir bie
(Entweidsung etne« befannten Wanne« au« bem
©efängnijfe. Ungefähr eine ©oche fpäter hatte
man fetne ©puren aufgefunben. Die guten
^anbel«|läbter unb ©atLegäfle gu 2B. wunber-
ten fleh nicht wentg, al# fle hörten, bag er von
iferem Drte mit einem engltfd)en ©dfelffe ent-
tommen fet. 3<l aber mugte weniger an unfer
3ufammentreffen mit al«^ an ben «eemann
benfen. SDelche wilben, intereffanten (fcharaf-
•Jert Doch Die ©ee gebiert! (Etn biifterer Räuber
umgtbt fie, unb wer empfänglich für Ifen ijl,bej-
fen ^erg bleibt unflat wte JBinb nnb iöelleti,
aber aud) wilb unD erhaben wie Der mächtige
©türm atif lofenDer ©ee.
bte Karben, wo fle biffen unb mtt ben Nägeln
ßifchten, unb hiebet fleh, wo bie ^anbfpaten
metterten unb ber ®ifenrtng fchntttl— ber
ich hielt'« burch, boch ^inrlch fegte fleh, wte aUe«
vorbei war, an V n Waft unb fagte t „3eh bab'
2ßa« ifl be« Deutfdjeu ©aterlanb?
German: Ülber wie i|l mir benn ? Wüten
tn meinem lieben Deut|cfelanb finfe ich «r
©adhfen, Schwaben, ©alern, ?)reuScn, Hanno-
veraner, Sippe-^cfeaumburger, Sippe-Deltmöl-
ber, unb wie ihr euch nennen mögt! Stto, gum
Seufel, wo jinb Denn bie Deutfcben f
(Ein ©achfe: Oa beren ©e, wenn
fcQe fueben. ba uuiffen ©te in# % u#§£Ult
gehen, ba gibt# noch weidh: 1
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Dreimalwöchentliche Union (Galveston, Tex.), Vol. 8, No. 29, Ed. 1 Tuesday, January 2, 1866, newspaper, January 2, 1866; Galveston, Texas. (https://texashistory.unt.edu/ark:/67531/metapth178212/m1/1/: accessed March 28, 2024), University of North Texas Libraries, The Portal to Texas History, https://texashistory.unt.edu; crediting The Dolph Briscoe Center for American History.